Abstract - DFG Graduate School 1412

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„Nicht in meinem Namen? Der Umgang mit Kriegsverbrechen in Serbien zwischen globaler Norm und lokaler Rezeption“ (Arbeitstitel)

Kann ein Staat heute nur Teil der internationalen Gemeinschaft sein, wenn er seine Untaten bereut und sich dafür schämt? In den letzten Jahrzehnten scheint sich eine globale Norm der Vergangenheitsaufarbeitung durchgesetzt zu haben, die auch auf lokaler Ebene umgesetzt wird.  Doch inwieweit funktioniert ein solches Übertragen globaler Normen auf lokale Prozesse? Wie sinnvoll ist eine externe Induzierung von Prozessen der Auseinandersetzung mit Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen in Post-Konflikt-Gesellschaften?
Eine sich mehrende Anzahl von Studien weist darauf hin, dass berechtigte Zweifel an der Versöhnungs- und Stabilisierungsleistung von Aufarbeitungsprozessen bestehen. Damit stellt sich die Frage des Vorteils der Aufarbeitung gegenüber nicht aufarbeitenden Staaten. Zudem bergen gerade die schmerzhaften Prozesse der Auseinandersetzung innenpolitische Gefahren wie Destabilisierung und nationalistische Gegenreaktionen. Darüber hinaus bestehen Zweifel bezüglich der „unbeabsichtigten Folgen“ von extern induzierten Aufarbeitungsprozessen. Wegen der asymmetrischen Machtverhältnisse und den unterschiedlichen kulturellen Hintergründen entsteht oftmals eine Kluft zwischen den Erwartungen zwischen inter- und transnationalen Institutionen und Akteuren und den Zielgesellschaften, die zu neuen Konflikten auf nationaler und internationaler Ebene führen kann.
Die Kunst einer erfolgreichen Aufarbeitung scheint also demnach darin zu bestehen, nationale und internationale Forderungen auszubalancieren. So kann die Frage aufgeworfen werden, inwieweit  in erster Linie aufgearbeitet wird, um die ehemaligen Feinde und internationalen Adressaten durch Symbolpolitik und Rhetorik zu besänftigten oder um bei Erfüllung von Konditionen „belohnt“ zu werden. Gerade mit Konditionen gekoppelten internationalen Forderungen nach konkreten Schritten der Aufarbeitung suggerieren den Eindruck eines solchen Vorgehens.
Trotz vieler Studien zu Vergangenheitsaufarbeitung wurde das Übersetzungsproblem von internationalen in nationalen Ausdeutungen, also nicht der Frage der Normübernahme, sondern der Rezeption, Übersetzung und eventuell der Umdeutung bisher nicht näher in den Blick genommen. Diese Lücke möchte die diese Arbeit schließen und die Wechselwirkungen zwischen der globalen und der lokalen Norm der Aufarbeitung in den Blick und damit die Anpassung an globale Normen nachzeichnen und hinterfragen.
Diesen Fragen wird Rahmen einer theoriegeleiteten Einzelfallstudie am Beispiel Serbien nachgegangen werden. Der Fall Serbiens eignet sich aus mehreren Gründen besonders für eine Analyse. Zentral ist, dass über einen Zeitraum von ca. 20 Jahren ein starker Wandel der  Aufarbeitung der während der Jugoslawienkriege begangenen Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen beobachtet werden kann, auf die externe Akteure Einfluss nahmen, und dass der Umgang mit Kriegsverbrechen sowohl nach außen als auch nach innen nicht immer konsistent schien.
Im Zentrum stehen dabei zwei Fragen:
1. Wie ist der Politikwandel auf dem Feld der Vergangenheitsaufarbeitung, d.h. der  Auseinandersetzung mit während den Jugoslawienkriegen begangenen Kriegs- und  Menschenrechtsverletzungen, zu erklären?
2. Wie können die Ambivalenzen und Diskrepanzen zwischen dem Verhalten nach innen  und außen erklärt werden?



 
 
 
 
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